Wolfenbüttel - Harzstrasse 12


Fassade Harzstraße 12

Eigentlich nur ein altes Fachwerkhaus ...

... denkt man, wenn man während eines Spaziergangs durch Wolfenbüttel vor der Harzstraße 12 stehen bleibt.

Der Blick wandert über die restaurierte Fassade und man fragt sich, was sich hinter den Sprossenfenstern in den vergangenen Jahrhunderten abgespielt hat.

Was erwartet den Besucher, wenn er über die Schwelle tritt ?

Eingangsbereich Harzstraße 12

Folgen Sie uns und werfen einen Blick hinter die Fassade. Gemeinsam wollen wir ein wenig im Geschichtsbuch dieses Hauses blättern.
Lassen Sie sich überraschen von einer interessanten und aufregenden Vergangenheit.
1909 berichtete Friedrich Jeep in dem damals noch Wolfenbütteler Kreisblatt genannten Zeitung: Auf seinem Weg durch die Straße gelangte er schließlich zu einem 1770 gebauten Haus, das er als das in „baukünstlerischer Hinsicht schönste und fesselndste Haus nicht nur in der Harzstraße, sondern in ganz Wolfenbüttel“ bezeichnete.(zeichnerische Rekonstruktionen und Zitat aus: ns-spurensuche.de, Jürgen Kumlehn

Die Samsonsche Freischule in der Harzstraße 12 (um 1830)

Wir beginnen unsere Reise im Jahr 1727. Der Gründer der jüdischen Gemeinde in Wolfenbüttel, Marcus Gumpel Fulda ben Mose, kaufte das Haus in der Harzstraße, damals Nr.421. Sein Sohn Meyer Gumpel bewohnte dieses, von prachtvollen Schnitzereien und Reliefs verzierte Fachwerkhaus, bis zu seinem Tod 1764.
Sein Neffe Philipp Samson kaufte 1769 das Gebäude samt Grundstück und später die anliegenden Gärten in der Harzstraße 11 bzw. Krumme Straße 34.

Der strenggläubige und wohlhabende Hofbankier Philipp Samson richtete 1781, im zweistöckigen Hinterhaus der Harzstraße 12, aus eigenen Geldmitteln die erste jüdische Synagoge Wolfenbüttels ein.

Alte Synagoge - Gartenansicht

Bis zum Umzug der Gemeinderäume, in das neue Tempelgebäude in der Lessingstraße, im Juni des Jahres 1893 war die Synagoge in der Harzstraße über ein Jahrhundert der Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Wolfenbüttel.

In Samsons Synagoge fanden 56 Männer und 25 Frauen in getrennten Tempelräumen Platz. Die Synagoge, mit ihren kostbaren Gesetzesrollen, war mit kunstvollen Wandornamenten und mit in Blau - Gold gehrdernen Himmelsdarstellungen verziert.

Zeichnerische Rekonstruktion

Ein Ritualbad hatte bis 1783 existiert.

Zeichnerische Rekonstruktion

Nach dem Umzug der Synagoge 1893 war die Harzstraße wieder ein reines Wohnhaus und überdauerte so unbemerkt die nationalsozialistische Herrschaft.

Innenansicht - Alte synagoge

Im Sommer 1985 sorgte, die bei Bauarbeiten wiederentdeckte Synagoge, für großes Interesse. Erfolglos wurde versucht, das Gebäude zu restaurieren und in eine öffentliche Gedenkstätte umzuwandeln. Gegen den Protest einer Bürgerinitiative verschwand das bedeutende Kulturdenkmal hinter Rigipswänden.

Hier können Sie mehr über das Geschehen im Sommer 1985 lesen:

NS - Spurensuche im Lande Braunschweig

Es ist beabsichtigt, die 'Ehemalige Synagoge' wieder sichtbar und für die Öffentlichkeit begehbar zu machen:

Die Randbedingungen hierfür sind 'fordernd':

In der Zwischenzeit versuche ich, in Zusammenarbeit mit dem Kulturstadtverein, das Haus der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Austellung von Jürgen Kirchhoff war ein erster Schritt
... Weitere Aktionen werden in der Kulturnacht 2019 folgen.

Und ... seit 2009 existiert eine kleine Ausstellung in der Harzstraße 12,
die im Rahmen der Stadtführungen besichtigt werden kann.